Diabetes mellitus
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Diabetes mellitus
Wollen Sie sich zum Thema Diabetes informieren? Erfahren Sie hier, wie die Krankheit entsteht und sich vorbeugen lässt.
Diabetes mellitus – häufig auch einfach kurz "Diabetes" genannt – ist der Überbegriff für eine Gruppe meist erblicher chronischer Stoffwechselstörungen, bei denen die Blutzuckerwerte dauerhaft zu hoch sind. Dies kann zu ernsthaften Folgeerkrankungen und Komplikationen an verschiedenen Organen führen. Unbehandelt können treten ernsthafte Beschwerden auftreten und sowohl die Lebensqualität als auch -erwartung verringern. Typ-2-Diabetes mit Insulinresistenz ist die häufigste Form. In Deutschland ist dieser Typ eine Volkskrankheit, unter der ein erheblicher Anteil der über 70-Jährigen leidet. Die Dunkelziffer ist hoch. Die gute Nachricht: Durch einen aktiven Lebensstil und eine ausgewogene, gesunde Ernährung lässt sich Diabetes Typ 2 in vielen Fällen vorbeugen.
Krankheitsentstehung von Diabetes: Ursache und Symptome
Bei jeder Diabetes-mellitus-Erkrankung spielt das Hormon Insulin eine tragende Rolle. Von der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) produziert, schleust es aus der Nahrung gewonnene Glukose (Zucker) in die Zellen des Körpers ein, um hieraus Energie für das tägliche Leben zu gewinnen.
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Ist dieses Mechanismus nun gestört – etwa, weil zu wenig Insulin ausgeschüttet wird (Insulinmangel) oder die Zellen auf dieses nicht mehr reagieren (Insulinunempfindlichkeit, Insulinresistenz) –, steigt der Blutzuckerspiegel, da Glukose nicht mehr aus dem Blutkreislauf in die Zellen aufgenommen werden kann.
Beim Typ 2 Diabetes mellitus geht man davon aus, dass zunächst nicht zu wenig Insulin produziert wird, sondern dieses nicht mehr an den Zielorten wirkt, wie es soll. Hierbei ist zu beachten, dass sich diese Erklärungsmodelle in Zukunft verändern könnten.
Wirkung von Insulin im Körper unter normalen Bedingungen
Insulin ist ein Hormon, durch dessen Wirkung der Blutzuckerspiegel gesenkt werden kann. Der Blutzuckerspiegel steigt vor allem nach der Aufnahme kohlenhydratreicher Nahrung an – also, wenn wir beispielsweise Brot, Reis, Nudeln oder Süßigkeiten essen. Die Nahrungsmittel werden auf ihrem Weg durch den Verdauungstrakt in ihre Bestandteile aufgespalten.
Zucker, ein Hauptbestandteil kohlenhydratreicher Nahrung, wird zu Glukose heruntergebrochen. Diese gelangt ins Blut und erhöht damit den Blutzuckerspiegel. Unter normalen Bedingungen schüttet die Bauchspeicheldrüse gleichzeitig Insulin aus.
Das Insulin sorgt für die Aufnahme der Glukose aus dem Blut in das Innere der Zellen, wo aus ihr Energie gewonnen werden kann. Vor allem die Leber- und Muskelzellen können in kurzer Zeit große Mengen von Glukose aufnehmen, diese in Form von Glykogen speichern oder als Energie freisetzen.
Nach der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wird Diabetes mellitus entsprechend der Ursache in vier Haupttypen eingeteilt:
- Diabetes mellitus Typ 1
- Diabetes mellitus Typ 2
- andere spezifische Diabetestypen
- Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes).
Diabetes mellitus Typ 1 – in der Regel vererbbar, lässt sich nicht vorbeugen
Beim Typ 1 Diabetes mellitus (5 bis 10 % aller Diabetiker) produziert die Bauchspeicheldrüse kein oder zu wenig Insulin. Dieser Diabetestyp wird in der Regel bereits im Kindes- oder im jungen Erwachsenenalter festgestellt. Menschen mit Typ 1 Diabetes mellitus müssen täglich Insulin zuführen.
Der Typ 1 Diabetes gehört zu den sogenannten Autoimmunerkrankungen – meist genetisch bedingt, wodurch es sich in den meisten Fällen nicht vorbeugen lässt. Bei einer Diabetes-Typ-1-Erkrankung bilden sich Abwehrzellen und Antikörper gegen das körpereigene Bauchspeicheldrüsengewebe (speziell die Betazellen) und zerstören dieses. Dadurch kommt es zu einem absoluten Insulinmangel, da irgendwann kein Gewebe mehr im Körper vorhanden ist, das Insulin produzieren kann.
Diabetes mellitus Typ 2 – durch ungünstigen Lebensstil erworben, lässt sich vorbeugen
Beim Typ 2 Diabetes mellitus (90 bis 95 % aller Diabetiker) wird davon ausgegangen, dass die Bauchspeicheldrüse zwar ausreichend Insulin produziert, dieses jedoch nicht mehr an den Zielorten (also den Zellen der Muskulatur, der Leber oder des Fettgewebes) wirkt. Dieses Phänomen wird als Insulinresistenz bezeichnet.
Vor allem ein über lange Jahre bestehender überhöhter Anteil an Bauchfett (viszerale Adipositas) sowie Bewegungsmangel begünstigen die Entstehung einer Insulinresistenz. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass sich diese Form von Diabetes vorbeugen lässt.
Zusätzlich ist in der Regel die Insulinausschüttung durch die Bauchspeicheldrüse gestört, so dass die Bauchspeicheldrüse ihre Insulinproduktion zunehmend einschränkt oder ganz einstellt. Die Mehrzahl der Erkrankungen entwickelt sich aus einem sogenannten metabolischen Syndrom heraus (Wohlstandserkrankung): Es kommt zum gehäuften Zusammentreffen der Risikofaktoren stammbetonte Adipositas (also ein Zuviel an Bauchfett), Fettstoffwechselstörung, Bluthochdruck und Störung der Glukosetoleranz.
Diabetes mellitus Typ 2 betrifft vor allem ältere Menschen. Es wird angenommen, dass das Risiko erhöht ist, wenn diese Erkrankung auch bei Verwandten schon vorgekommen ist. Wenn Mutter oder Vater an Diabetes mellitus Typ 2 leiden, beträgt bei den Kindern die Wahrscheinlichkeit einer späteren Erkrankung bis zu 50 %.
Einteilung nach Schweregraden
Diabetes mellitus kann auch nach dem Schweregrad in Stadien eingeteilt werden:
- gestörte Glukosetoleranz (IGT = Impaired Glucose Tolerance oder auch IFG = Impaired Fasting Glucose)
- Typ-2-Diabetiker, der ohne Insulin behandelt wird (NIR = Non Insulin Requiring)
- Typ-2-Diabetiker, der Insulin zur Blutzuckerkontrolle benötigt (IRC = Insulin Required for Control)
- Typ-1-Diabetiker, für den die äußere Insulinzufuhr lebensnotwendig ist (IRS = Insulin Required for Survival).
Diabetes: Symptome im Überblick
Da die mit einem Diabetes verbundenen Symptome so unspezifisch sind, führt oftmals erst die Feststellung erhöhter Zuckerwerte im Blut oder im Urin im Rahmen von Routineuntersuchungen zur Diagnose eines Typ 2 Diabetes mellitus. Umso wichtiger ist es, über diese möglichen Symptome Bescheid zu wissen, um gegebenenfalls eine Therssapie respektive Behandlung einzuläuten.
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Unspezifische Allgemeinsymptome
- Müdigkeit
- Leistungsminderung
- Abgeschlagenheit
Symptome durch erhöhte Insulinausschüttung oder zu niedrigen Blutzucker
- Heißhunger
- Schwitzen
- Kopfschmerzen
Symptome durch zu hohen Blutzucker
- vermehrtes Wasserlassen
- verstärktes Durstgefühl
- Verlust von Körpergewicht
Symptome durch Störungen im Flüssigkeits- und Salzhaushalt
- nächtliche Wadenkrämpfe
- Sehstörungen
Hauterscheinungen
- Jucken (oft im Bereich des Gesäßes oder im Schambereich)
- Hautinfektionen durch Bakterien oder Pilze
- diabetische Gesichtsröte
- bräunlich-rote Male an den Unterschenkeln, aus denen Wunden entstehen können
- trockener Mund
- schlechte Wundheilung
Störungen der Geschlechtsorgane
- bei Männern: Potenzstörungen (Erektionsstörungen)
- bei Frauen ausbleiben der Monatsblutung (Amenorrhoe)
Bei folgenden Symptomen sollten Sie als Diabetiker umgehend einen Arzt aufsuchen
- starker Durst und vermehrter Harndrang, extreme Mundtrockenheit, auffällige Überwärmung der Gesichtshaut und Übelkeit
- Schwäche und Verwirrung, Orientierungsprobleme
- Sehstörungen (z. B. Doppelbilder) oder Sprachstörungen
- Acetongeruch im Atem
- Wadenkrämpfe
- Lähmungsgefühle an Armen und Beinen
- (drohender) Bewusstseinsverlust
- extremes Unruhe- und Kältegefühl, starke Blässe
- Herzrasen und Schweißausbrüche
- Zittern und Angstgefühle
- Konzentrationsschwäche und starke Müdigkeit ohne nachvollziehbaren Grund
- Gangschwierigkeiten mit Schwanken und Torkeln bei fehlender anderer Ursache
- Wunden an den Füßen
- Blut im Urin
- schäumender Urin
- Gefühlsstörungen der Haut und/oder Temperatur-Missempfindungen
Gesund leben mit Diabetes und weitere Risiken vermeiden
Mit folgenden diagnostischen Methoden kann der Arzt einen Diabetes mellitus Typ 2 feststellen: zunächst über hinweisende Symptome und Risikofaktoren. Mit der Blutzuckerbestimmung, eventuell im Rahmen eines Zuckerbelastungstests (oraler Glukosetoleranztest) lassen sich genaue Blutzuckerwerte ermitteln. Durch die Bestimmung von Glukose im Urin kann ebenfalls die Diagnose einer Diabetes-Erkrankung erfolgen – in Kombination mit den Blutzuckerwerten auch eine eventuelle diabetische Nierenschädigung.
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Blutzuckerbestimmung und Zuckerbelastungstest
Der Arzt kann durch Messung des Blutzuckerspiegels feststellen, ob ein Diabetes mellitus vorliegt. Dazu wird entweder Blut abgenommen oder es wird ein sogenannter oraler Glukosetoleranztest vorgenommen. Zur Bestätigung wird in der Regel eine Wiederholungsmessung durchgeführt.
Bei der Bestimmung des Blutzuckerspiegels nach Blutabnahme gelten folgende Grenzwerte – vorausgesetzt die Messung erfolgt im nüchternen Zustand, zum Beispiel morgens vor dem Frühstück beim Arzt oder nach mindestens 8 Stunden ohne Nahrungszufuhr, und im venösen Blutplasma:
- < 100 mg/dl: normale Blutzuckermesswerte
- 100 bis 125 mg/dl: Blutzuckermesswerte, die als Diabetes-Vorstadien interpretiert werden. Sogenannte abnorme Nüchternglukose, Impaired Glucose Fasting (IGF). Für die Messung nach dem Essen gelten für dieses Stadium die Grenzwerte 140 bis 180 mg/dl
- 126 mg/dl: Blutzuckermesswerte bei Diabetes mellitus.
Um ganz sicher die Blutzuckermessergebnisse interpretieren zu können, kann ein Zuckerbelastungstest durchgeführt werden. Zur Bestätigung wird der Test in der Regel zweimal durchgeführt. Hier wird vor (Nüchternwert) und zwei Stunden nach dem Trinken einer Zuckerlösung der Blutzuckerspiegel gemessen.
Der 2 h-Wert kann im Hinblick auf eine Diagnose interpretiert werden.
- < 140 mg/dl: normale Blutzuckermesswerte zwei Stunden nach Trinken der Zuckerlösung
- 140 bis 199 mg/dl (< 5,6 mmol/l): Blutzuckermesswerte zwei Stunden nach Trinken der Zuckerlösung, die als Diabetes-Vorstadien interpretiert werden. Gestörte Glukosetoleranz, Impaired Glucose Tolerance (IGT)
- 200 mg/dl: Blutzuckermesswerte zwei Stunden nach Trinken der Zuckerlösung bei Diabetes mellitus.
Damit die Ergebnisse beim Zuckerbelastungstest nicht verfälscht werden, müssen einige Dinge im Vorfeld der Untersuchung beachtet werden:
- drei Tage zuvor kohlenhydratreich ernähren (also viel Nudeln, Brot und Reis bei Einhaltung normaler Mahlzeiten)
- keine Testung drei Tage vor und drei Tage nach der Monatsblutung bei Frauen
- keine Testung während einer Erkältung
- vor dem Test 12- bis 14-stündige Nüchternperiode und Nikotinverzicht.
Diabetes-Therapie
Wichtiger Hinweis
Die hier vorliegenden Informationen zur Behandlung von Diabetes mellitus Typ 2 beruhen auf einem strengen und aktuellen wissenschaftlichen Nachweis, der den weitgehenden Nutzen einer Behandlung gezeigt hat. Es ist zu beachten, dass die hier vorgestellten Behandlungsmöglichkeiten unter bestimmten Bedingungen angepasst werden müssen. Dabei spielen die persönlichen Wünsche und Lebensziele des Patienten eine wichtige Rolle. Auch das Alter, der Schweregrad der Erkrankung sowie mögliche Nebenerkrankungen können die Empfehlungen mitunter stark beeinflussen. Betroffene mit Nebenerkrankungen sollten ihren Hausarzt daher unbedingt darüber in Kenntnis setzen. Darüber hinaus sollten sie ihren Hausarzt über alle Medikamente informieren, die sie einnehmen. Der Hausarzt wählt für seinen Patienten die passende Behandlungsform entsprechend den oben genannten Kriterien. Die gewählte Behandlungsform ist nicht immer die neuste oder die kostenintensivste. Maßgeblich ist, dass die Therapie die beste Wahl für den Betroffenen darstellt. Innovation und hohe Kosten sind nicht identisch mit der höchsten Qualität einer Therapie für einen Patienten. Bei Fragen hierzu sollten sich Betroffene immer an ihren Hausarzt wenden.
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Allgemeine Therapiegrundsätze
Beim Typ-2-Diabetes soll in erster Linie die Insulinresistenz im Körper vermindert werden. Dies kann durch eine Normalisierung des Gewichts und/oder ausreichende körperliche Bewegung verringert werden. Durch Bewegung gewinnen die Körperzellen ihre Insulin-Aufnahmefähigkeit zurück: Der Anteil der außen liegenden Rezeptoren je Zelle kann durch Bewegungstraining erhöht werden, sodass das körpereigene Insulin wieder besser wirkt. Eine medikamentöse Therapie ist erst notwendig, wenn diese grundsätzlichen Maßnahmen nicht zu einer Normalisierung des Blutzuckerspiegels führen. Im Idealfall können die Patienten also sogar ganz auf Medikamente verzichten und den Blutzuckerspiegel durch ihr Verhalten im Normbereich halten.
Ernährung bei Diabetes mellitus Typ 2
Es wird eine kalorienreduzierte, ausgewogene mediterrane Kost empfohlen. Kohlenhydratreiche Lebensmittel können oft hohe Blutzuckerspiegel nach dem Essen bewirken. Weißmehlerzeugnisse sind daher durch Produkte zu ersetzen, die einen hohen Anteil ganzer Getreidekörner enthalten (Vollkornbrot, Frischkornmüsli). Frisches Obst ist dem Verzehr von Konserven oder Säften vorzuziehen. Weintrauben, Bananen und Kirschen lieber vermeiden.
Nur bei mit Kombinationsinsulin behandelten Diabetikern empfiehlt sich eine Verteilung der Kohlenhydrate nach definierten Kohlehydratportionen (BE, KE, KHE). Wenn mit Sulfonylharnstoffen therapiert wird, ist die regelmäßige Aufnahme von Kohlenhydraten notwendig. Schlanke Typ-2-Diabetiker sollten die Kohlenhydrataufnahme auf mehrere kleine Mahlzeiten verteilen.
Darüber hinaus ist auf eine fettarme Ernährung mit Bevorzugung der einfach ungesättigten Fettsäuren zu achten. Der Verzehr von Eiweiß und Fett führt im Rahmen einer normalen Ernährung nicht zu einem Anstieg der Blutglukosekonzentration. Gehärtete Fette, insbesondere Transfette, sind zu meiden. In vielen Fertigprodukten sind gehärtete Fette enthalten (Margarine, Kekse, Pommes). Empfehlenswert sind Olivenöl und Rapsöl wegen des hohen Gehalts an Omega-3-Fettsäuren.
Die Alkoholzufuhr sollte limitiert werden, da Alkohol zu einer Erhöhung des Blutzuckerspiegels beitragen kann. Männer sollten maximal 30 g und Frauen maximal 15 g Alkohol pro Tag zu sich nehmen.
Typ-2-Diabetiker sollten zudem versuchen, ein normales Gewicht zu halten. Dabei ist zu beachten, dass Diätnahrungsmittel mit Zuckeraustauschstoffen nicht zu häufig konsumiert werden sollten.
Bewegung bei Diabetes mellitus Typ 2
Körperliche Aktivität erhöht die Sensitivität für Insulin an den Zellen, die Glukose aufnehmen, und führt zu einer Senkung des Blutzuckerlangzeitwerts. Daher ist körperliche Bewegung bei Diabetes wichtig, um Folgeschäden vorbeugen zu können.
Empfohlen werden Ausdauersportarten wie Schwimmen oder schnelles Gehen (am besten 30 Minuten an drei bis fünf Tagen in der Woche). Im höheren Alter genügen regelmäßige Spaziergänge von etwa einer Stunde pro Tag, um die Stoffwechsel- und Kreislauflage signifikant zu verbessern.
Orale Antidiabetika
Medikamentöse Maßnahmen mit sogenannten oralen Antidiabetika sind bei einer Typ-2-Diabetes erforderlich, wenn nach 12 Wochen das vereinbarte Ziel der Therapie nicht erreicht wurde, bereits Folgeerkrankungen bestehen oder Blutzuckerentgleisungen häufig vorkommen.
Orale Antidiabetika sind alle Medikamente zur Behandlung von Diabetes, die man in Tabletten- oder Kapselform einnehmen kann. Man unterscheidet sogenannte nicht-insulinotrope Antidiabetika von insulinotropen Antidiabetika.
Wenn orale Antidiabetika eingenommen werden, dann sollte mit dem behandelnden Arzt über mögliche Nebenwirkungen gesprochen und der Beipackzettel gut durchgelesen werden.
Nicht-insulinotrope Antidiabetika wirken auf verschiedene Weisen der Zuckerneubildung oder -aufnahme entgegen oder machen Zellen empfindlicher für Insulin. Dazu gehören:
• Biguanide (Metformin)
• Alpha-Glukosidasehemmer (Acarbose, Miglitol).
Insulinotrope Antidiabetika sind nur sinnvoll bei Diabetikern, deren Insulinproduktion eingeschränkt ist. Denn diese Medikamente wirken über eine Verstärkung der Insulinausschüttung. Hierzu zählen:
• Sulfonylharnstoff-Derivate
• Inkretine/Dipeptidyl-Peptidasehemmer.
Bei Übergewicht erfolgt in der Regel zunächst eine Behandlung mit Metformin (einem oralen Antidiabetikum). Bei Nichterreichen des Therapiezieles wird Metformin mit Insulin oder einem anderen oralen Antidiabetikum kombiniert.
Bei Normalgewicht erfolgt in der Regel ein Einsatz von Glibenclamid. Wird das Therapieziel hierdurch nicht erreicht, wird in vielen Fällen auf Insulin umgestellt. Es gibt noch andere orale Therapieformen, die der Arzt verordnen kann. Zum Beispiel wenn bei den Medikamenten der ersten Wahl Gegenanzeigen vorhanden sind, so dass diese nicht eingenommen werden dürfen.
Bei mehrjährigem Krankheitsverlauf ist in aller Regel eine Kombinations- oder Insulintherapie angezeigt.
Insulintherapie bei Diabetes mellitus Typ 2
Bei Nichterreichen des individuellen Therapieziels durch Basistherapie mit Ernährung und Sport und/oder oralen Antidiabetika kann eine Insulintherapie erforderlich werden. Wenn orale Antidiabetika eingenommen werden, dann sollte mit dem behandelnden Arzt über mögliche Nebenwirkungen gesprochen und der Beipackzettel gut durchgelesen werden.
Voraussetzungen für eine Ersteinstellung auf Insulin:
• Die Ersteinstellung sollte von einem Arzt vorgenommen werden, der mit seinem Team auch obligatorische Schulungen des Patienten und der Angehörigen anbieten kann. Bei Fehlen dieser Voraussetzungen sollte immer in eine diabetologische Schwerpunktpraxis oder ein ambulantes Diabeteszentrum zur Einstellung und Schulung überwiesen werden.
• Regelmäßige Blutglukose-Selbstkontrollen sind bei Insulintherapie stets erforderlich.
• Ein Selbstmanagement von Unterzuckerungszuständen muss gewährleistet sein, ebenso ausreichend häufige Messungen und ärztliche Konsultationen.
Operative Therapieformen
Bei sehr stark übergewichtigen Patienten kann eine Operation infrage kommen, bei der der Magen verkleinert oder überbrückt wird. Dies kann dann zu einer Verbesserung des Blutzuckers führen. Diese sehr drastische therapeutische Maßnahme wird allerdings sehr selten in Erwägung gezogen.
Mitbehandlung eines Bluthochdruckes
Wenn gleichzeitig ein Bluthochdruck vorliegt, hat dessen Mitbehandlung einen entscheidenden Einfluss auf den weiteren Verlauf der Diabetes-Erkrankung. Denn eine Senkung des Blutdrucks kann sogenannten makroangiopathischen Gefäßschäden vorbeugen, die für Folgeerkrankungen wie etwa Herzinfarkt oder Schlaganfall verantwortlich sein können.
Der Blutdruck kann einerseits durch allgemeine Maßnahmen wie Ernährung und körperliche Aktivität sowie andererseits durch geeignete Medikamente gesenkt werden. Bei Diabetikern werden bevorzugt blutdrucksenkende Mittel vom Typ der ACE-Hemmer eingesetzt.
Diabetes und Depression
Diabetiker weisen ein hohes Risiko für die Entwicklung einer Depression auf. Das Risiko, an einer Depression zu erkranken, steigt mit der Entwicklung und der Anzahl der diabetischen Spätkomplikationen.
Werden folgende zwei Fragen von einem Diabetiker mit ja beantwortet, sollte dies mit dem behandelnden Arzt besprochen werden:
• Haben Sie sich in den letzten Monaten oft niedergeschlagen, schwermütig oder hoffnungslos gefühlt?
• Haben Sie im letzten Monat oft wenig Interesse oder Freude an Ihren Tätigkeiten gehabt?
Blutzuckerselbstmessung
Die regelmäßige Selbstkontrolle der Blutzuckermesswerte gibt mit Insulin therapierten Diabetikern die Möglichkeit, ihren Blutzuckerspiegel auch zu Hause im Auge zu behalten. Grundsätzlich gilt: Eine Blutzuckerselbstmessung ist nur sinnvoll, wenn auch therapeutische Konsequenzen aus dem Ergebnis abgeleitet werden können. Dies ist bei Patienten mit intensivierter konventioneller Insulintherapie immer der Fall. Bei anderen Insulintherapien muss dagegen nicht immer gemessen werden.
Bei ausschließlicher Therapie mit oralen Antidiabetika sind Selbstmessungen nicht sinnvoll. Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt, um eine für Ihren individuellen Fall sinnvolle Messroutine zu finden und um zu lernen, die eigenen Messergebnisse sinnvoll zu interpretieren. Es ist hilfreich, die eigenen Messwerte zu dokumentieren. Zu beachten ist auch, dass ein zu häufiges Messen des Blutzuckers zu einer Krankheitsfixierung führen kann.
Bei der traditionellen Messmethode wird der Blutzucker gemessen, indem ein Finger mit einer Lanzette (eine kleine scharfe Nadel) punktiert und ein Tropfen Blut auf einen Teststreifen gegeben wird. Dieser Streifen wird dann in ein Gerät gesteckt, das den Blutzuckerspiegel in der Regel in weniger als 15 Sekunden anzeigen kann.
Darüber hinaus können verfügbare Geräte die Daten in der Regel speichern und auch Durchschnittswerte über die Zeit kalkulieren. Manche Geräte kann man auch mit einer Software kombinieren, um sich Grafiken und weitere Analysen ausgeben zu lassen. Die Teststreifen und Geräte sind in Apotheken erhältlich. Neuere Messgeräte erlauben es auch, andere Körperstellen für die Punktion zu nutzen, zum Beispiel den Oberarm, Unterarm, den unteren Teil des Daumens oder den Oberschenkel.
Kontrollen zur Früherkennung von Komplikationen und Folgeerkrankungen
Alle allgemeinen (Ernährung, Gewichtsnormalisierung, körperliche Bewegung) und medikamentösen (orale Antidiabetika, Insulin) Maßnahmen haben zum Ziel, den Blutzucker normal zu halten, um damit mögliche Folgeerkrankungen eines Diabetes mellitus Typ 2 zu vermeiden oder zumindest hinauszuzögern. Daher gehört es auch zur Therapie des Diabetes mellitus Typ 2, regelmäßig auf Folgeerkrankungen zu untersuchen, um diesen frühzeitig entgegenwirken zu können.
Folgende Untersuchungen sind notwendig:
• regelmäßige Kontrolle des HbA1c-Werts
• Kontrolle auf unspezifische Gefäßschäden (einmal im Jahr)
• augenärztliche Untersuchung (jedes Jahr)
• Fußuntersuchung (zweimal im Jahr)
• regelmäßige Urinkontrollen.
Kontrolle des HbA1c-Werts
Der HbA1c-Wert ist ein Langzeit-Blutzuckerwert. Mit ihm kann eingeschätzt werden, wie gut der Blutzucker in den letzten sechs bis zehn Wochen eingestellt gewesen ist. Der Wert gibt den Anteil des roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin) an, der mit Zucker verbunden ist, und wird daher in Prozent angegeben. Normal sind Werte zwischen 4 und 6 %.
Kontrolle auf unspezifische Gefäßschäden
Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 sollten regelmäßig ihren Blutdruck kontrollieren und den Hausarzt aufsuchen, um weitere Parameter regelmäßig bestimmen zu lassen, die auf unspezifische Gefäßschäden (diabetische Makroangiopathie) hinweisen können.
Neben den Kontrollen gibt es außerdem ein paar Maßnahmen, die vom Arzt empfohlen werden, um den unspezifischen Gefäßschäden entgegenzuwirken:
• konsequente Blutdrucküberwachung (zum Beispiel durch regelmäßige Selbstmessung zu Hause)
• nicht rauchen
• regelmäßige körperliche Bewegung
• Gewichtsüberwachung.
Augenärztliche Untersuchung
Durch Einhaltung jährlicher augenärztlicher Untersuchungen (Augenhintergrund-Spiegelung) können Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 einen wertvollen Beitrag zur Vermeidung der Folgeschäden am Auge leisten, da Frühstadien bereits erkannt und behandelt werden können.
Fußuntersuchung
Diabetes-Patienten sollten ihre Füße einmal im Jahr bei ihrem Hausarzt untersuchen lassen. Darüber hinaus gibt es ein paar Maßnahmen, die vom Arzt empfohlen werden, um Fußschädigungen vorbeugen zu können:
• regelmäßig die Füße anschauen
• geeignete Fuß- und Nagelpflege anwenden
• geeignetes Schuhwerk benutzen (zum Beispiel Vorfuß-Entlastungsschuh)
• bei bereits vorhandenen Schäden kann es hilfreich sein, die Füße beziehungsweise den betroffenen Fuß nach Anweisung des Arztes von Druck zu entlasten (Bettruhe, Rollstuhl, Gehstützen)
• Mitbehandlung durch Schwerpunktpraxis/Fußambulanz.
Prophylaxe der diabetischen Nierenschädigung
Es gibt ein paar Maßnahmen, die vom Arzt empfohlen werden, um der diabetischen Nephropathie entgegenzuwirken. Diese gehen einer möglichen Arzneimitteltherapie voran beziehungsweise unterstützen und ergänzen diese:
• viel trinken (3 l/Tag; Ausnahme: bestimmte andere Nierenschäden (nephrotisches Syndrom), Herzinsuffizienz)
• sogenannte proteinnormalisierte Ernährung (0,8 g Eiweiß pro kg Körpergewicht)
• Gewichtsreduktion
• Raucherentwöhnung
• Salzreduktion: Verzehr von weniger als 6 g pro Tag
• Urinuntersuchung (auf Albumin) mittels Streifentest.
Vorgehen bei akuten Stoffwechselentgleisungen
Bei akuten Stoffwechselentgleisungen infolge einer vorliegenden Diabetes-Erkrankung muss sofort ein Arzt aufgesucht werden, denn eine unverzügliche Therapie-Anpassung oder Umstellung der Therapie (zum Beispiel von Tabletten auf Insulin) kann notwendig sein. Darüber hinaus kann hier eventuell die Vorstellung in einer Schwerpunktpraxis oder -klinik veranlasst werden.
Prävention – so können Sie Diabetes vorbeugen
Insbesondere Menschen, die einen erhöhten Scorewert beim Diabetesrisikotest aufweisen, sollten einige Dinge beachten, um ihr Diabetesrisiko zu reduzieren bzw. Diabetes vorzubeugen. Das Gewicht zu normalisieren, auf eine gesunde Ernährung zu achten und sich regelmäßig zu bewegen senkt das Diabetes-Risiko erheblich.
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Gewichtsreduktion bei Übergewicht
Ein Normalgewicht ist anzustreben. Die Kontrolle des Gewichts kann mithilfe des Body Mass Index erfolgen. Dieser Wert ist als Orientierung zu verstehen, da er die individuelle Muskelmasse nicht berücksichtigt.
Gesunde Ernährung
Eine gesunde Ernährung ist reich an Obst und Gemüse. Der Verzehr von Fisch bei gleichzeitiger Vermeidung gesättigter Fettsäuren und Cholesterin in der Nahrung (so genannte mediterrane Kost) wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus.
Regelmäßige körperliche Aktivität
Sport und Bewegung im richtigen Maß ist eine entscheidende vorbeugende Maßnahme. Besonders geeignet sind Sportarten mit geringem bis mittlerem Krafteinsatz und geringer Belastungsintensität. Ungeeignet hingegen sind Sportarten mit hoher Belastungsintensität, wie etwa Kraft- und Kampfsport.
Die fünf wichtigsten Tipps für Diabetiker
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Diabetiker sollten unbedingt auf ihren Blutdruck achten. Das ist genauso wichtig, wie die Kontrolle des Blutzuckers.
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Zur Unterstützung der Behandlung und zur Vorbeugung von Diabetes ist Bewegung entscheidend. Jeder sollte an mindestens fünf Tagen in der Woche für 30 Minuten körperlich aktiv sein.
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Bei der Ernährung sollte auf reichlich Obst und Gemüse sowie Vollkornprodukte geachtet werden.
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Diabetiker sollten Änderungen in ihrem Behandlungsplan immer nur in Absprache mit dem Hausarzt vornehmen. Das Weglassen oder die übermäßige Einnahme von Medikamenten kann sonst sehr gefährlich werden.
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Diabetiker sollten immer auf die Möglichkeit von Überzuckerungs- und Unterzuckerungszuständen vorbereitet sein und ihre Vorsorgetermine einhalten. Dazu gehört auch die regelmäßige Kontrolle der Augen und der Füße. Letztere sollten Diabetiker auch selbst am besten täglich anschauen, um nach Verletzungen zu sehen.
HausMed hat speziell dazu einen Kurs entwickelt – dieser Kurs gilt bei den meisten Krankenkassen als Selbstzahlerkurs. Die mhplus BKK übernimmt die Kosten, obwohl es kein Präventionskurs ist. Am besten erfragen Sie vor Ihrer Teilnahme an dem Kurs, wie viel Ihre Krankenkasse übernimmt.
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Häufig gestellte Fragen
Ist Diabetes Typ 2 ansteckend?
Nein, Diabetes ist nicht ansteckend. Diabetes ist keine Infektionskrankheit, sondern eine Erkrankung des Zuckerstoffwechsels.
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Bekomme ich Typ-2-Diabetes, weil ich gern Süßes esse?
Nein. Zumindest wird man nicht, wie oft behauptet wird, von "zu viel Zucker" diabeteskrank. Diabetes kann jeden treffen, ganz egal, wie gesund er sich ernährt. Allerdings ist Übergewicht einer der größten Risikofaktoren für einen Typ-2-Diabetes. Und wie sicher jeder weiß, kann ungesunde Ernährung und Überernährung dick machen. Ein gesunder Lebensstil kann einen wesentlichen Teil dazu beitragen, wenn man eine Diabetes-Erkrankung vorbeugen will.
Muss ein Typ-2-Diabetiker Diät halten?
Eine gesunde Ernährung ist immer angebracht. Egal, ob man Diabetes hat oder nicht. Eine spezielle Diät für Diabetiker wird jedoch nicht mehr empfohlen. Auch Süßigkeiten dürfen ab und zu gegessen werden. Diabetiker, die Insulin spritzen, sollten dann aber auch darauf achten, ihre Insulinmenge anzupassen.
Spezielle Diabetikerprodukte sind nicht zu empfehlen! Sie sind lediglich teurer und enthalten häufig Zuckerersatzstoffe, die das Verdauungssystem belasten.
Kann ich Diabetes Typ 2 bekommen?
Diabetes kann jeden jederzeit treffen. Im Gegensatz zum Typ-1-Diabetes kann man sein eigenes Risiko senken, einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln: Durch gesunde Ernährung, Sport und das Verhindern von Übergewicht. Im Alter lässt die Leistung der Bauchspeicheldrüse nach, weshalb die meisten Typ-2-Diabetiker ältere Menschen sind.
Darf ein Typ-2-Diabetiker Autofahren?
Ja. Ein Diabetiker kann ganz normal am Straßenverkehr teilnehmen. Es sollte nur vor und – bei längeren Fahrten – in regelmäßigen Abständen während der Fahrt der Blutzucker bestimmt werden. Es wird empfohlen, immer ausreichend Traubenzucker und einen kohlenhydrathaltigen Snack (zum Beispiel einen Müsliriegel) dabei zu haben.
Für die Personenbeförderung, zum Beispiel mit dem Bus, oder das Führen eines LKWs benötigt man ein ärztliches Gutachten.
Geht der Typ-2-Diabetes wieder weg?
Nein. Bisher gibt es noch keine Möglichkeit, einen Diabetes langfristig zu verhindern oder zu heilen. Bei einem Typ-2-Diabetes, der häufig auf Übergewicht zurückzuführen ist, kann man durch Gewichtsreduzierung meist eine deutliche Verbesserung erreichen, sodass zum Beispiel eine Medikation nicht mehr nötig ist. Heilen kann man ihn jedoch nicht.
Darf ein Typ-2-Diabetiker Zucker essen?
Ja. Zucker besteht aus Kohlenhydraten, wie auch Brot oder Obst, und kann genauso mit "BEs" (Berechnungseinheiten) berechnet werden. Von Zuckeraustausch- und -ersatzstoffen ist aber abzuraten, da diese das Verdauungssystem belasten und beispielsweise zu Durchfall führen können.
Helfen Zimt oder Aloe vera?
Nein. Zimt, Aloe vera oder auch andere pflanzliche Produkte haben keinen lindernden oder gar heilenden Einfluss auf Diabetes mellitus. Im besten Fall üben sie einen positiven Effekt auf den Stoffwechsel aus und unterstützen bei der Therapie von Typ-2-Diabetes. Sie ersetzen aber keinesfalls die herkömmliche Therapie.
Bekommen Kinder und Jugendliche denselben Diabetes-Typ wie Erwachsene?
Ja und nein. Typisch für das Kindes- und Jugendalter ist ein Typ-1-Diabetes, bei dem die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse vom eigenen Immunsystem zerstört werden (Autoimmunreaktion). Früher waren von Diabetes Typ 2 Betroffene fast ausschließlich ältere Menschen, weshalb die Erkrankung früher als "Altersdiabetes" bezeichnet wurde. In den letzten Jahren erkranken jedoch zunehmend Kinder und Jugendliche an Typ-2-Diabetes. Dies ist meistens auf Übergewicht zurückzuführen, welches durch mangelnde Bewegung und eine ungesunde Ernährung entstanden ist.
Bekommen schlanke Menschen Typ-2-Diabetes?
Ja. Von Typ-2-Diabetes Betroffene sind zwar meistens übergewichtig, jedoch ist ein hohes Gewicht nicht der einzige Risikofaktor.
Ist bei Typ-2-Diabetikern zu viel Zucker im Blut?
Ja. Durch den Insulinmangel oder die gestörte Wirkung des Insulins kann der im Blut vorhandene Zucker nicht vom Blut in die Zellen gelangen und somit nicht zu Energie umgesetzt werden. Daher steigt der Blutzuckerspiegel im Blut an. Ziel einer Diabetestherapie ist daher, den Blutzucker auf ein normales Niveau zu senken.
Kann sich die Wirkung von lang- und kurzzeitig wirksamen Insulinen gegenseitig aufheben?
Die Wirkung von Insulinen kann sich nicht gegenseitig aufheben. Ganz im Gegenteil: Die Wirkung kann sich überlagern und verstärken, was eine Unterzuckerung begünstigt.
Muss bei einer Hypoglykämie Insulin gespritzt werden?
Auf keinen Fall. Eine Hypoglykämie ist eine Unterzuckerung, bei der sich zu viel Insulin und zu wenig Zucker im Blutkreislauf befinden. Insulin darf in dieser Situation auf keinen Fall injiziert werden, es würde die Unterzuckerung noch verstärken. Sofern der Betroffene bei Bewusstsein ist, sollte er schnell wirkende Kohlenhydrate (beispielsweise Traubenzucker, Saft) essen oder trinken.
Haben fettreiche Lebensmittel auch viele Kohlenhydrate?
Fett und Kohlenhydrate haben im Prinzip nichts miteinander gemeinsam. Nüsse beispielsweise haben viel Fett und wenig Kohlenhydrate. Zu beachten ist jedoch, dass ein hoher Fettgehalt bewirkt, dass die Kohlenhydrate langsamer ins Blut übergehen. Ein Brötchen mit Butter lässt den Blutzucker beispielsweise langsamer ansteigen als eines ohne Butter.
Wird Insulin in die Bauchspeicheldrüse injiziert?
Insulin wird per Einmalspritze oder Pen subkutan injiziert, also in das Unterhautfettgewebe. Von dort wird es von Kapillargefäßen aufgenommen und in den Blutkreislauf geleitet. Wird Insulin aus Versehen in einen Muskel (intramuskulär) gespritzt, wirkt es schneller und kürzer. Wird Insulin zum Beispiel im Krankenhaus über eine Infusion zugeführt, so wird es in eine Vene geleitet (intravenös).
Hat jeder Mensch Blutzucker?
Jeder Mensch hat Zucker im Blut. Das hat nichts mit der Krankheit Diabetes mellitus Typ 2 zu tun. Der Blutzuckerspiegel beschreibt die Konzentration von Glukose (Traubenzucker) im Blut. Insulin, das bei Diabetikern fehlt oder nicht richtig wirkt, ist der "Schlüssel" für Glukose, um in die Zellen zu gelangen. Daher ist bei einem unbehandelten Diabetes mellitus deutlich mehr Zucker im Blut als bei einem gesunden Menschen.
Dürfen Diabetiker gentechnisch veränderte Lebensmittel zu sich nehmen?
Für Diabetiker ist es relativ belanglos, ob die Lebensmittel, die sie zu sich nehmen gentechnisch verändert sind oder nicht. Es ist für einen Diabetiker genauso wichtig, über gentechnische Veränderungen an Lebensmitteln Bescheid zu wissen wie für einen Stoffwechselgesunden.
Spielen falsche Ernährung und mangelnde Bewegung eine Rolle bei der Entstehung von Typ-2-Diabetes?
Da der Hauptrisikofaktor für einen Typ-2-Diabetes Übergewicht ist, kann durch viel Sport und eine gesunde Ernährung dazu beigetragen werden, einen Typ-2-Diabetes vorzubeugen.
Diabetis, Diabethis oder Diabetes?
Diabetes wird mit "es" am Ende geschrieben. Diabetes ist die Kurzform von Diabetes mellitus. Das kommt aus dem Griechischen und bedeutet "honigsüßer Durchfluss". Früher überprüften die Ärzte den Geschmack des Urins und stellten fest, dass dieser bei Diabetikern süß schmeckt. Neben Diabetes mellitus gibt es auch noch den Diabetes insidipus (vermehrte Urinausscheidung, gesteigertes Durstgefühl) und den Diabetes renalis (Störung der Nierenfunktion). Diese Krankheitsbilder haben aber - außer der Namensverwandtschaft – nichts mit Diabetes mellitus zu tun.
Dürfen Diabetiker Alkohol trinken?
Auch hier gilt der Grundsatz: Alles in Maßen, nicht in Massen. Bei einer guten Einstellung sollte der Genuss von Alkohol kein Problem darstellen. Die tägliche Alkoholmenge sollte bei Männern mit Diabetes 30 g nicht überschreiten. Bei Frauen sollten es nicht mehr als 15 g sein.
Da Alkohol meist mit Kohlenhydraten kombiniert ist, kommt es zunächst zu einem Anstieg des Blutzuckers. Der Alkohol selbst hat allerdings eine blutzuckersenkende Wirkung, die verzögert und unregelmäßig eintritt. Daher besteht bei Diabetikern während und nach Alkoholgenuss stets die Gefahr einer Unterzuckerung (Hypoglykämie). Um dieser vorzubeugen, sollte ein Diabetiker auch unter Alkoholeinfluss jederzeit in der Lage sein, seinen Blutzucker zu bestimmen. Gegebenenfalls muss er geeignete Gegenmaßnahmen unternehmen können, beispielsweise etwas essen.
Ist Diabetes tödlich?
Ein absoluter Insulinmangel wie bei Diabetes Typ 1 kann, wenn keine Behandlung erfolgt, zum Tode führen. Dies liegt jedoch nicht direkt am hohen Blutzucker, sondern an der Übersäuerung des Körpers durch Ketone.
Bei Insulinmangel kann aus Kohlenhydraten keine Energie gewonnen werden, weshalb der Körper auf Fettreserven zugreift. Dabei entstehen giftige Stoffwechselprodukte, die Ketone, die zu einer sogenannten Ketoazidose führen. Eine Übersäuerung schädigt die Körperzellen und führt schließlich zum Tod.
Bei einer schlechten Stoffwechseleinstellung kann es nach mehreren Jahren oder Jahrzehnten zu Folgeerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems kommen. Der Herzinfarkt ist eine besonders häufige Todesursache, welcher durch Veränderungen in den Gefäßwänden begünstigt wird, die sich aus dauerhaft hohem Blutzucker ergeben.
Dürfen Diabetiker Cola Light trinken?
Ja, im Gegensatz zur normalen Cola ist in Light-Produkten der Zucker durch Zuckeraustausch-Stoffe ersetzt worden. Diese Stoffe enthalten keine Kohlenhydrate, daher beeinflussen sie den Blutzucker nicht und können zumindest aus dieser Sicht ohne Probleme getrunken werden.
Es ist aber auch ohne weiteres möglich, normale Cola zu trinken, wenn ausreichend Insulin dafür gespritzt wird oder der Blutzuckeranstieg gewünscht ist (zum Beispiel in einer Hypoglykämie).
Produziert der Körper bei Typ-2-Diabetes zu viel Insulin?
Bei Typ-1-Diabetes wird zu wenig und schließlich gar kein Insulin mehr produziert, wodurch der Blutzucker ansteigt.
Bei Typ-2-Diabetes kann das von der Bauchspeicheldrüse produzierte Insulin nicht richtig wirken, da die Rezeptoren (die Stellen, an denen das Insulin "andockt") verändert sind. Folglich versucht der Körper, diese Fehlfunktion auszugleichen, indem er immer mehr Insulin produziert. Es kommt also in der Regel zunächst zu einer Überproduktion von Insulin (Hyperinsulinismus). Der Blutzucker bleibt aber trotzdem hoch, da das Insulin aufgrund der veränderten Rezeptoren keine Blutzuckersenkung bewirkt. Schließlich ist die Bauchspeicheldrüse überfordert und die Insulinproduktion versiegt.
Weiterführende Links und Quellen
https://www.weltdiabetestag.de/
https://www.hausmed.de/kurs/aktiv-mit-diabetes
https://www.dge.de/gesunde-ernaehrung/der-leitfaden-ernaehrungstherapie-in-klinik-und-praxis/
Zuletzt bearbeitet: 12.12.2023
Autor: Anja Jung
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